MONTAG, 19.45 UHR

Hans Schmidt hatte den Tag bei jenem Klienten zugebracht, der seine Machiavelli-Werke auf deren Echtheit untersuchen lassen wollte. Dafür hatte er einen Koffer mit allerlei Utensilien mitgebracht, mit deren Hilfe er unter anderem das Alter des Papiers und der Tinte bestimmen konnte. Gegen 17.30 Uhr war er zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei beiden Büchern um Originale handelte, die ein Vermögen wert waren. Woher die Bücher stammten, wollte der Besitzer nicht verraten, im Grunde interessierte es Schmidt auch nicht. Er verabschiedete sich, fuhr zu seinem Haus und machte sich frisch, denn er hatte noch einen wichtigen Termin. Er zog sich um und veränderte sein Äußeres derart, dass ihn niemand als Hans Schmidt erkennen würde. Er fuhr zu einem Treffpunkt in der Nähe des Hauptbahnhofs, wo er in einen schwarzen Lieferwagen stieg, der von innen komplett abgedunkelt war, so dass Schmidt und fünf weitere Männer, die mit ihm im hinteren Teil des Wagens saßen, nicht wussten, wohin es ging. Während der etwa zwanzigminütigen Fahrt wurde kein Wort gewechselt, nicht einmal der Fahrer und der Beifahrer sagten einen Ton. Schließlich hielt der Wagen, die Hecktür wurde geöffnet, und die Männer stiegen aus. Schweigend bewegten sie sich auf eine alte Villa zu, die im Dunkeln lag. Die nächsten Häuser standen zu weit weg, als dass einer der Nachbarn etwas wahrgenommen hätte. Die auto- und menschenleere Straße befand sich in gut fünfzig Metern Entfernung.

Nachdem sie das Haus betreten hatten, ging das Licht an, doch vor allen Scheiben hingen schwarze Vorhänge, so dass kein Lichtstrahl nach außen drang. Immer noch schweigend begaben sie sich in den ersten Stock und wurden in einen etwa sechzig Quadratmeter großen Raum geführt, dessen Fußboden aus poliertem Marmor bestand, auf der einen Seite lag ein etwa acht Meter langer und zwei Meter breiter Flokatiteppich, der neben dem edlen Interieur wie ein Fremdkörper wirkte. Noch waren die Männer und die beiden bulligen Aufpasser allein in dem Raum, doch bereits kurz darauf hörte man Stimmen. Achtzehn spärlich bekleidete Frauen traten ein, die jüngste etwa sechzehn Jahre alt, die älteste maximal fünfundzwanzig. Alle sehr hübsch, gut gebaut, doch in ihren Gesichtern stand die nackte Angst. Sie wurden von dem Mann, der sie hochgebracht hatte, aufgefordert, sich nebeneinander auf den Teppich zu stellen. Eine der Frauen wollte etwas sagen, doch der Mann fuhr sie barsch an: »Halt's Maul, du redest nur, wenn du gefragt wirst. Kapiert?«

Daraufhin wandte er sich den Männern zu, lächelte und sagte: »Meine Herren, ich freue mich, dass Sie gekommen sind, um an unserer Auktion teilzunehmen. Wie Sie unschwer erkennen können, habe ich nur allerbeste Ware anzubieten, jung, frisch, knackig, wie ein köstlicher Salat. Für das Dressing sind Sie verantwortlich, aber ich bin sicher, dass Sie das Richtige finden werden. Ich mache Sie allerdings darauf aufmerksam, dass einige der Damen noch etwas wild sind und wie Broncos zugeritten werden müssen. Aber auch das dürfte für keinen von Ihnen ein Problem darstellen, da Sie sich in dem Metier ja bestens auskennen, sonst wären Sie nicht hier. Wenn sie erst einmal gefügig gemacht sind, werden sie für Ihre Gäste das reinste Vergnügen darstellen und ihnen jeden noch so ausgefallenen Wunsch von den Augen ablesen. Ich weiß, wovon ich spreche, ich bin schließlich schon seit über zwanzig Jahren in dem Geschäft und kann mich nicht erinnern, dass sich je ein Käufer bei mir über schlechte Ware beschwert hätte. Ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren ... Nun zu Ihnen: Drei von Ihnen kenne ich von früheren Auktionen, drei nicht. Aber ich habe Auskünfte über Sie eingeholt und entsprechende Empfehlungen bekommen, weshalb ich Sie in diesem Kreis herzlich begrüße und hoffe, dass wir ins Geschäft kommen. Wie Sie bereits wissen, nennen wir grundsätzlich keine Namen, Sie dürfen jedoch Fragen stellen, schließlich wollen wir am Ende dieses Abends alle zufrieden nach Hause fahren. Wenn Sie mich ansprechen, dann bitte mit Auktionator, der ich ja auch bin ... Aber gehen wir nun in medias res. Die Damen, die Sie hier sehen, stammen aus Weißrussland, Russland, Moldawien, Lettland und der Ukraine. Jede von ihnen spricht ein wenig Deutsch, zwei sogar perfekt. Sie«, dabei deutete er auf eine etwa zwanzigjährige Frau mit langen blonden Haaren, einem vollen straffen Busen und einer traumhaften Figur mit endlos langen Beinen, »und sie«, er zeigte auf eine zierliche Brünette mit kleinen festen Brüsten, einer Wespentaille und großen unschuldigen Augen. »Tanja stammt aus Weißrussland, Svenja aus Lettland. Die anderen stelle ich gleich noch vor. Zum Procedere: Das Mindestgebot liegt bei zehntausend, ich gehe jedoch davon aus, dass jede der Damen ein Vielfaches davon wert ist, denn sie sind kerngesund, wie ein medizinischer Check ergeben hat, den Nachweis habe ich in meinem Büro, und sie bringen pro Tag beziehungsweise Nacht bis zu fünftausend Euro ein. Haben Sie Fragen?«

»Ja, eine«, meldete sich ein Mann zu Wort, der beste Referenzen vorzuweisen hatte. »Ich hatte bisher nur mit südeuropäischen und südamerikanischen Frauen zu tun«, sagte er mit französischem Akzent, doch grammatikalisch fast fehlerfrei. »Was muss ich bei diesen Frauen hier beachten?«

»Gar nichts. Es gibt keine besseren und gehorsameren Frauen als Osteuropäerinnen. Manche haben anfangs einige Eingewöhnungsprobleme, aber die lassen sich in der Regel leicht beheben. Diese Frauen sind hart im Nehmen, doch mit den entsprechenden Mitteln kann man diese Härte rasch in Weichheit und bedingungslosen Gehorsam umwandeln. Betrachten Sie es als Dressur, nur dass es nicht wie bei einem Hund oder Pferd Wochen oder Monate dauert, sondern höchstens zwei oder drei Tage.

Ist Ihre Frage damit zufriedenstellend beantwortet?«

»Danke, ja.«

»Sonst noch jemand?«

Kopfschütteln.

»Gut, dann lassen Sie uns beginnen. Fangen wir rechts außen an, dort haben wir Alissa, achtzehn Jahre alt, Studentin oder ehemalige Studentin, denn jetzt hat sie ja einen Job. Ihre Maße eins fünfundsechzig groß, neunzig -dreiundsechzig - zweiundneunzig, eine kleine Wildkatze, die aber gut zu zähmen ist. Nicht wahr, Alissa?« Keine Antwort, dafür ein angstvoller Blick aus den großen braunen Augen.

»Sie ist noch etwas schüchtern, das wird sich aber mit der Zeit legen. Ihr Gebot, meine Herren, für diese wunderhübsche junge Dame, an der Sie lange Freude haben werden.«

»Zehntausend«, sagte einer der Männer und hob die Hand.

»Zwölf«, meldete sich ein anderer zu Wort. »Fünfzehn.«

»Zwanzig«, sagte Pierre Doux. »Zweiundzwanzig.« »Vierundzwanzig.«

Eine Weile herrschte Stille, bis der Auktionator sagte: »Also gut, vierundzwanzig zum Ersten, zum Zweiten und vierundzwanzig zum Dritten. Alissa, setz dich da hinten hin, du bist verkauft. Kommen wir zu Carla. Neunzehn Jahre alt, eins zweiundsiebzig, die nicht zu übersehenden Traummaße fünfundneunzig - sechzig -neunzig, bereits gezähmt und zu allem bereit. Sie spricht übrigens auch recht gut unsere Sprache. Ihr Gebot.«

»

»

»

»

»

»


Fünfzehn.« Zwanzig.« Fünfundzwanzig. Vierzig.« Fünfundvierzig.« Fünfzig.«


 

«

Als kein Gebot mehr einging, sagte der Auktionator, der zugleich Herr des Hauses war: »Bietet jemand mehr als fünfzig? Nein? Gut, dann geht Carla für fünfzigtausend Euro an den Herrn mit der Brille. Viel Spaß mit ihr, den werden Sie garantiert haben, und Ihre Gäste auch. Carla, nimm neben Alissa Platz, damit wir weitermachen können. Als Nächstes hätten wir unseren Rotfuchs Mariana, siebzehn Jahre, eins achtundsechzig, achtundachtzig -fünfundsechzig - einundneunzig. Ihr Gebot.« »Zehn.« »Zwölf.« »Dreizehn.« »Fünfzehn.« »Siebzehn.« »Achtzehn.«

»Ist das alles, meine Herren? Sie haben Mariana noch nicht im Bett erlebt, sie macht alles mit, darauf gebe ich Ihnen Brief und Siegel. Sie ist erst siebzehn, das heißt, Sie werden mindestens sechs Jahre eine scharfe Einnahmequelle haben. Was Sie dann mit ihr machen, ist Ihre Sache. Vielleicht hält sie ja auch länger durch.« »Neunzehn.« »Einundzwanzig.«

Als keine weiteren Gebote eingingen, sagte der Auktionator: »Okay, für einundzwanzigtausend an den Herrn ganz links. Sie haben gerade ein Schnäppchen gemacht, das sollte Ihnen klar sein. Schon nach spätestens zwei Wochen hat sich Ihr Einsatz amortisiert. Aber gut, kommen wir zu Sabrina. Neunzehn Jahre, eins dreiundsiebzig, achtundneunzig - fünfundsechzig - zweiundneunzig, ein wahres Vollweib. Ihr Gebot.« »Zwanzig.« »Fünfundzwanzig.« »Dreißig.« »Dreiunddreißig.« »Fünfunddreißig.«

»Fünfzig«, meldete sich der Mann mit der Brille zu Wort.

»Einundfünfzig.« »Fünfundfünfzig.«

»Bietet jemand mehr als fünfundfünfzigtausend? Nein? Dann geht Sabrina für fünfundfünfzigtausend wieder an den Herrn mit der Brille. Glückwunsch, ein echter Glücksgriff. Sabrina, nach hinten.«

Weitere fünf Frauen wurden verkauft, bis Svenja an der Reihe war. Sie hatte ein stolzes Gesicht, eine stolze Haltung, und ihr stand als Einziger nicht die panische Angst in den Augen.

»Hier haben wir Svenja, einundzwanzig Jahre, eins siebzig, sechsundneunzig - vierundsechzig - fünfundneunzig, mit ihr kann sich jeder Kunde unterhalten, da sie deutsche Wurzeln hat und bis vor kurzem auch Deutsch studiert hat. Sie ist noch etwas ungestüm und bisweilen unerzogen, aber das lässt sich alles binnen kürzester Zeit beheben. Ihr Gebot.« »Zwanzig.«

»Ich bin keine Hure!«, sagte Svenja mit einem Mal und trat zwei Schritte vor, runter vom Flokatiteppich auf den Marmorboden, woraufhin die Männer sie verwundert ansahen. Der Herr des Hauses kniff die Augen zusammen, ging zu ihr, packte sie am Arm und zog sie in die Mitte des Raumes.

»Was habe ich dir vorhin gesagt?«, zischte er. »Du sollst dein Maul halten. Du sollst einfach nur dein verdammtes Maul halten. Keiner tut dir was, es sei denn, du forderst es heraus. Also, halt dein Maul, stell dich wieder in die Reihe und warte ab, bis du versteigert bist.« »Ich halte aber nicht mein Maul, weil ich keine Hure bin und nie eine sein werde!«

Der kräftige Schlag in die Magengrube traf sie wie aus dem Nichts, sie sackte zu Boden und japste nach Luft, doch es waren nur Sekunden, bis sie wieder aufstand und den Auktionator mit verächtlichem Blick ansah. »Du glaubst, du bist stark, wenn du mich schlägst? Ich bin keine Hure, und ich werde nie eine sein. Ich werde jedem seinen Schwanz abbeißen, der ...« Der nächste Schlag wurde noch heftiger geführt und traf Svenja erneut in den Magen. Wieder sank sie zu Boden, rang um Luft, doch es dauerte wieder nur Sekunden, bis sie aufstand, wobei ihre Beine zitterten, doch der Stolz in ihrem Blick war ungebrochen, obwohl sie höllische Schmerzen haben musste und Mühe beim Atmen hatte. »Ich bin stark«, sagte der Auktionator leise und lächelte maliziös, »auf jeden Fall stärker als du kleine billige Hure. Fordere mich nicht noch einmal heraus, ich kann sehr ungemütlich werden, dagegen war das eben nur ein kleiner Klaps.«

»Willst du mich töten?«, spie sie ihm entgegen. »Okay, töte mich, dann hast du eine Hure weniger. Lieber tot als jeden Tag nur ficken, ficken, ficken!« »Meine Herren, es tut mir leid, dass Sie die Szene jetzt gleich miterleben werden, aber in diesem Geschäft zählt das Gesetz des Stärkeren. Und manche unserer Frauen müssen erst spüren, wer der Stärkere ist. Was ich jetzt tue, tue ich nicht gerne, das dürfen Sie mir glauben, aber es muss sein. Sie werden unter Umständen eines Tages auch in eine ähnliche Situation geraten, dann wissen Sie, wie Sie sie lösen können. Keiner von uns kann sich Probleme mit den Nutten leisten.«

Er zog langsam den Nietengürtel aus seiner Jeans und faltete ihn einmal, sein Blick war kalt, als er zuschlug. Wieder und wieder knallte der Gürtel wie eine Peitsche auf Svenjas Haut. Sie hielt sich die Hände schützend vors Gesicht und schrie ein paarmal auf, Haut löste sich von Armen, Rücken und Bauch, nach Minuten der Tortur fiel sie zu Boden. Sie blutete aus zahlreichen Wunden, undefinierbare Laute kamen aus ihrem Mund, sie versuchte, sich aufzurichten, doch es gelang ihr nicht. Sie wollte über den Boden kriechen, zur Wand hin, wo sie sich würde hochziehen können, doch auch das schaffte sie nicht. So blieb sie auf den Fliesen liegen, und keiner der Männer machte Anstalten, sich um sie zu kümmern. Der Auktionator hatte den Raum verlassen, kehrte jedoch bereits nach wenigen Minuten zurück. In seinen Augen brannte das Feuer der Hölle, es schien, als wäre der Teufel sein persönlicher Begleiter oder als wäre er selbst der Fürst der Hölle. In der unheimlichen Stille ging er zu Svenja, die kaum noch den Kopf heben konnte, alle Kraft und Energie, aller Stolz, der noch bis vor wenigen Minuten ihr Wesen ausgemacht hatte, der Mut und die Courage, mit der sie sich ihrem Peiniger entgegengestellt hatte, waren aus ihr gewichen, als er sie bei den langen braunen Haaren packte, den Kopf nach oben riss, ein Klappmesser aus der Hosentasche zog, es aufschnappen ließ und blitzschnell einen langen und tiefen Schnitt quer über Svenjas Hals zog. Danach ließ er Svenja wieder fallen, ihr Kopf schlug auf den Marmor, Blut pulsierte aus der langgezogenen Wunde, bis Svenja wenige Minuten später den letzten Atemzug tat und ihre Augen brachen. Die umstehenden Männer hatten die Szene aufmerksam verfolgt, ohne dass auch nur einer versucht hätte, einzugreifen und Svenja beizustehen. War es Angst, Gleichgültigkeit oder Sensationslust? Nur einer wusste es, der jedoch so tat, als wäre Gleichgültigkeit eine seiner Haupteigenschaften.

Die anderen Mädchen, von denen einige nach den ersten Schlägen aufgeschrien und Tränen in den Augen hatten, saßen oder standen zitternd vor Angst da, ein paar hielten sich bei den Händen.

»Schafft sie weg«, befahl der Auktionator den beiden Aufpassern, »wir haben noch einiges zu tun. Und danach wischt ihr das Blut auf, ich hasse Blut auf meinen teuren Fliesen.« Er schürzte die Lippen und wandte sich wieder an seine Gäste: »Meine Herren, ich entschuldige mich für diesen kleinen Zwischenfall, der sich aber leider nicht vermeiden ließ. Svenja gehörte zu den wenigen Ausnahmen, die sich nicht zähmen ließen. Sie hätte ihre Drohung wahr gemacht und Ihren Gästen ... Nun, Sie wissen schon, was ich meine.«

»Musste das wirklich sein?«, fragte einer zögernd. Der Angesprochene verzog den Mund zu einem beinahe milden Lächeln und entgegnete, während er die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte und ein paar Schritte im Kreis ging: »Musste das sein? Muss man sterben? Ja, jeder von uns stirbt irgendwann, irgendwie und irgendwo. Aber hier ging es darum, ein Exempel zu statuieren. Svenja hätte, und das haben Sie mit eigenen Augen miterlebt, die anderen Mädels nur aufmüpfig gemacht. Hätte einer von Ihnen sie gekauft, sie hätte Ihren Laden durcheinandergewirbelt, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Sie war aufsässig und wohl unbelehrbar, wovon Sie sich selbst überzeugen konnten. Das Letzte, was wir in unserem Geschäft brauchen können, sind Frauen, die sich den Gästen gegenüber ungebührlich verhalten. Ich garantiere Ihnen, die anderen siebzehn werden wie Lämmer sein. Habe ich recht, meine Damen?«, fuhr er mit lauterer Stimme fort und fixierte jede Einzelne von ihnen für Sekunden, kaum eine war in der Lage, seinem durchdringenden, kalten Blick standzuhalten. Vier von ihnen hatten ihn nicht verstanden, aber die anderen nickten, während ihnen die Tränen übers Gesicht liefen, sie schluchzten und konnten vor Angst kaum noch klar denken. »So, und jetzt hört auf zu heulen, keiner von euch wird so was widerfahren, wenn ihr genau das tut, was von euch verlangt wird. Kapiert?«, sagte er, ging wie ein General die Reihe ab, packte jede der jungen Frauen am Kinn, sah ihr in die Augen, um seine Macht zu demonstrieren, und sagte schließlich: »Gut, ich denke, wir haben alles geklärt.« Er wandte sich wieder den Männern zu: »Können wir fortfahren?«

»Ja«, sagte Pierre Doux als Erster. »Sehr gut.«

»Ich hätte noch eine Frage«, sagte einer, »ich brauche dringend Nachschub von ganz zartem Fleisch.« Der Auktionator grinste verschlagen. »Nächste Woche erwarte ich eine Lieferung. Ich müsste nachsehen, die Jüngste ist meines Wissens fünf, die Älteste elf oder zwölf. Ist das okay?«

»Ja, im Prinzip schon, könnte aber auch noch ein bisschen frischer sein.« »Wie viele brauchen Sie?« »Drei, vier.«

»Das kostet, bringt aber auch eine Menge Gewinn. Aber machen wir jetzt erst mal hier weiter.« Nach knapp zwei Stunden waren alle Frauen verkauft und würden am nächsten Abend an die jeweiligen Käufer übergeben werden. Die Orte der Übergabe würden erst unmittelbar vor der Übergabe telefonisch mitgeteilt. Nichts erinnerte mehr an den Tod von Svenja, als die Männer aus dem großen Raum zu dem Lieferwagen geführt wurden, um zurück zum Hauptbahnhof gebracht zu werden.

Wieder fiel kein Wort. Ob ihnen noch der Schreck in den Gliedern steckte? Oder war den meisten gleichgültig, was sie gesehen und erlebt hatten? So oder so würden sie es abhaken und sich so bald wie möglich ihrem lukrativen Geschäft und ihren neuen Errungenschaften widmen. Frauen, kaum mehr als Objekte, die nur dazu da waren, die perversen Wünsche skrupelloser Männer zu erfüllen. Allein Pierre Doux gehörte nicht dazu, aber das konnte keiner der anderen wissen. Noch nicht.

 

 

Eisige Naehe
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